Welche Winterdecke passt zu meinem Pferd?

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Sie heißen Regendecke, Übergangsdecke, Stalldecke, Weidedecke oder Paddockdecke: Im Winter decken viele Reiter ihr Pferd ein. Das hält das Pferd warm und ist bei geschorenen Pferden unbedingt nötig.

Wer eindeckt braucht eine Decke und muss sich damit in den Dschungel der Deckenanbieter begeben. Pferdedecken gibt es in allen möglichen Farben und Formen. Was die richtige Decke für Ihr Pferd ist, hängt vor allem vom Einsatzzweck der Decke ab. Daher hier ein kleiner Überblick über die Hauptformen und was für Faktoren bei der Auswahl eine Rolle spielen.

Für viele Pferde gehört die Decke zum Winter - (Foto: FGo)
Für viele Pferde gehört die Decke zum Winter – (Foto: FGo)

Die gängigen Deckenarten

Grob unterscheidet man Regendecken, Übergangsdecken, Stalldecken und Weidedecken.

  • Regendecken sind aus wasserdichtem Material. Sie sind meist gar nicht oder nur sehr dünn gefüttert. Regendecken eignen sich, um das Pferd bei milden Temperaturen vor Nässe und Wind zu schützen. Sie kommen meist im Herbst und im Frühjahr zum Einsatz.
  • Übergangsdecken sind ebenfalls dünne Decken, mit denen das Pferd in den ersten kühlen Nächten im Herbst und an den letzten kalten Tagen im Frühjahr geschützt wird. Übergangsdecken sind meist ebenfalls nicht gefüttert. Die meisten dieser Decken bestehen aus einem einfachen Baumwoll- oder Polyerstergewebe und sind relativ leicht. Solche Decken sind meiste weder winddicht noch wasserdicht und damit für die Koppel nur bedingt geeignet. Sie sollen das Pferd langsam an eine Winterdecke gewöhnen oder im Frühjahr davon entwöhnen. Sie eignen sich auch gut um das Pferd auf zugigen Hängerfahrten warm zu halten.
  • Stalldecken sind richtig warme Winterdecken und sollen vor allem geschorene Pferde vor den kalten Temperaturen schützen. Es gibt diese Decken in verschiedenen Dicken. Das Hauptmerkmal von Stalldecken ist, dass sie nicht Wasser- und Winddicht sind. Sie eignen sich damit wirklich nur für den Stall.
  • Weidedecken oder auch Paddockdecken sind speziell für draußen konzipiert. Das heißt, sie haben ein festes Obermaterial das wind- und wasserdicht ist. Zusätzlich ist das Material reißfest, damit es beim Spielen mit anderen Pferden nicht kaputt geht. Beim Schnitt solcher Decken ist darauf geachtet worden, dass sich das Pferd damit gut bewegen kann und die Decke auch beim Toben nicht verrutscht. Die modernen Decken sind aus atmungsaktivem Material, so dass das Pferd sie problemlos rund um die Uhr tragen kann.
  • Unterdecken sind ebenfalls nicht Wasserdicht. Sie sind dazu gedacht unter einer dünneren  Weidedecke angezogen zu werden, so dass diese besser warm hält. Man kann das Pferd so nach dem Zwiebelprinzip für jede Witterung perfekt anziehen. Stammen Unterdecke und Überdecke vom selben Hersteller und System, finden sich meisens praktische Verschlüsse, die beide Decken miteinander verbinden. Das erleichert das An- und Ausziehen enorm.

 

Vorne eine Winterdecke hinten eine Regendecke

Wie dick soll es sein?

Beim Eindecken stellt sich immer die Frage: Welche Decke ist heute die richtige? Das hängt natürlich stark vom jeweiligen Pferd und seinem Einsatz ab. Hier mal eine grobe Richtlinie.

Im Herbst reicht meist eine dünne ungefütterte Decke für die Nacht und trübe Tage, damit das Pferd nicht friert und kein Winterfell bekommt. An sonnigen Tagen kann die Decke ruhig Tagsüber runter, damit das Pferd  darunter nicht schwitzt.

Sinken die Temperaturen nachts unter fünf Grad, sollte eine dünne Thermodecke aufgelegt werden. Meist haben diese Decken ein 300g/m2 Vlies als Futter.

Diese Thermodecken können bedenkenlos den ganzen Tag auf dem Pferd bleiben und haben ein recht breites Einsatzspektrum.

Die nächste Abstufung liegt meist bei etwa 400g/m2. Eine solche Decke ist mollig warm und reicht einem normalen, geschorenen Pferd locker bis Temperaturen von -10 Grad C. Einem nicht geschorenen Pferd wird unter einer solchen Decke schnell zu warm.

Für ganz verfrorene Pferde oder arktische Temperaturen haben manche Anbieter auch 600g/m2 oder 800g/m2 Decken im Angebot. Unter solchen Decken schwitzen die Pferde aber sehr schnell und stehen dann feucht in der Box. Die Decke saugt sich dann mit dem Schweiß voll und entzieht dem Pferd Wärme. Eine zu dicke Decke kann also genau den Gegenteiligen Effekt haben.

Alternativ können Sie Ihrem Pferd auch zwei Decken übereinander anziehen oder eine spezielle Unterdecke besorgen.

Ob Sie mit Ihrer Deckenwahl richtig liegen, verrät Ihnen Ihr Pferd:

Friert das Pferd, stellt es die Haare auf und zittert im Extremfall sogar. Sie sollten also eine wärme Decke oder überhaupt eine Decke auflegen.

Ist die Decke zu dick, fängt das Pferd unter der Decke an zu Schwitzen. Bei den moderne Decken, wird die Feuchtigkeit nach Außen weitergeleitet und ist daher eher an einem Feuchtigkeitsfilm auf der Decke zu sehen, als am Pferd.

Das richtige Obermaterial

Es gibt verschiedene Arten von Thermodecken. Wasserfeste Decken und solche aus Nylon, Baumwolle, Jute oder Wolle. Um zu Entscheiden, welches das richtige Material für Ihr Pferd ist, müssen Sie zuerst überlegen, wo das Pferd die Decke tragen soll.

Soll das Pferd mit der Decke auch auf die Koppel oder den Paddock, ist auf jeden Fall ein wasserfestes Modell am praktischsten. Auch wenn das Pferd bei Regen nicht raus kommt, kann es doch einmal nass werden oder sich im Schlamm wälzen. Eine wasserfeste Decke lässt sich in diesem Fall relativ einfach abwaschen.

Wasserfeste Decken aus Nylon-Material haben den weiteren Vorteil, dass sie vor Zugluft schützen und so das Pferd besser warmhalten.

Decken aus einfachem Nylon-Gewebe sind meist recht leicht und einfach zu waschen. Der Nachteil ist, dass die Decken empfindlich sind. Bleibt das Pferd irgendwo hängen oder beißt das Nachbarpferd in die Decke, entstehen schnell große Risse, aus denen dann dass Futter heraus quillt. Daher bekommt man solche Decken kaum noch, oder nur als Unterdecke, wo sie von einer stabilen Oberdecke geschützt werden.

Baumwolldecken eigenen sich nur für die Box, da sie sehr empfindlich auf Feuchtigkeit reagieren und sich schnell voll saugen. Viele empfindliche Pferde vertragen die Baumwolle jedoch sehr gut. Auch diese Decken zerreißen schnell. Ausserdem trockenen sie nur langsam, sollten sie doch einmal feucht geworden sein.

Jutedecken sind sehr robust und kaum kaputt zu bekommen. Der Nachteil dieser Decken ist jedoch ihr hohes Gewicht und dass sie nicht wasserfest sind. Kommt ein Pferd mit einer Jutedecke in den Regen, saugt sich die Decke voll und wird zur zentnerschweren Rüstung. Deshalb sieht man diese Decken so gut wie gar nicht mehr.

Die richtige Größe

Einer der wichtigsten Faktoren beim Deckenkauf ist die richtige Größe. Gemessen wird die Rückenlänge zwischen dem höchsten Punkt des Wiederristes und dem Schweifansatz. Am einfachsten lässt sich die korrekte Länge mit Hilfe von einem Stück Schnur messen, dass Sie am Rücken des Pferdes anlegen und anschließend abmessen.

Die meisten Hersteller bieten die Decken in 10-Zentimeterschritten an. Damit kommen die fast alle Pferde ganz gut aus. Die meisten Warmblüter haben eine Deckengröße von 135, 145 oder 155 cm.

Bei sehr schmalen oder sehr kräftigen Pferden kann es allerdings zu Schwierigkeiten bei der Passform kommen.

Bei sehr zierlichen Pferden ist der Halsausschnitt oft zu weit, so dass die Decke nach hinten rutscht und Scheuerstellen verursacht. Versuchen Sie in diesem Fall ein Modell mit angeschnittenen Hals zu finden. Durch die andere Form des Halsausschnitts liegt die Decke stabiler.

Bei sehr kräftigen Pferden oder solchen mit Hengsthals ist genau das Gegenteil der Fall. Hier ist der Halsausschnitt zu klein und die Decke zwickt. Nimmt man dann eine Nummer Größer, rutscht die Decke hinten und hält nicht richtig. Die Lösung ist in diesem Fall eine Brusterweiterung. Das ist eine kleines Stück Decke, das links und rechts in die Schnallen an der Brust gehakt wird und den Halsausschnitt so um etwa 20 cm erweitert. Diese Brusterweiterungen gibt es von den namhaften Herstellen schon für ein paar Euro fertig zu kaufen.

Für Ponys und Westernpferde mit einem sehr tief angesetzten, kräftigen Hals sind die Decken für Warmblüter oft ebenfalls am Hals falsch geschnitten. Hier zwickt das Bruststück, während die Decke oben am Hals absteht. Hierfür gibt es spezielle Decken für Westernpferde. Einige der großen Anbieter haben diese Decken auch in Europa im Programm. Ansonsten lohnt sich oft auch ein Blick auf die Angebote in Amerika. Vergessen Sie beim Preisvergleich aber nicht die höheren Versandkosten und Zollgebühren mit einzurechnen.

Welcher Verschluss?

Es gibt im Grunde zwei Systeme eine Decke zu befestigen. Entweder vorne geschlossene Decken mit Bauchlatz, so genannte „Pulloverdecken“, oder solche mit Kreuzgurten die sich an der Brust öffnen lassen.

Pulloverdecken

Die Pullover-Decken stammen noch aus einer Zeit, in der die Verschlüsse teuer und eine dauernde Fehlerquelle waren und auch jede Naht zu Problemen mit der Wasserdichtigkeit geführt hat.

Pulloverdecken sind schwieriger anzuziehen als solche mit Verschluß an der Brust. Viele Pferde mögen es nicht, wenn man ihnen die Decke über den Kopf zieht und man kann die Decke auch nicht so schön mit einem Schwung überwerfen.

Allerdings halten sie den Bauch des Pferdes durch den breiten Bauchlatz besser warm und haben auch nicht so viele Verschlüsse und Nähte die Kaputt gehen können.

Pulloverdecken lassen sich in der Passform nicht so gut anpassen, wie andere Decken. Sitzen Sie gut, sind sie für das Pfed jedoch meist bequemer.

Decken mit Brustverschluss

Die meisten der Decken, die man heute im Laden findet haben den einen oder anderen Verschluss an der Brust. Üblich sind Karabiner, Schnallen oder T-Haken.

Schnallen sind meist in der Länge flexibel verstellbar, so dass man die Decke von der Weite her anpassen kann. Sie sind jedoch umständlich zu Öffenen und brechen gerne.

Karabiner sind schnell zu bedienen. Meist handelt es sich jedoch um Decken mit V-Ausschnitt und ein bis zwei Karabiner, die in den selben Ring eingehakt werden. Diese Verschlüsse klaffen oft nach einiger Zeit an der Brust, da sich das Material um den Karabiner herum gut bewegen kann. Diese Verschlüsse lassen sich in der Länge ebenfalls nicht verstellen. Ausserdem sind viele Karabiner recht empfindlich auf Schlamm. Setzt sich der Dreck unterhalb des beweglichen Teils fest, klemmt der Karabiner.

T-Haken sind bei den Bauchgurten Standard und auch an den Brustverschlüssen oft zu finden. Sie sind einfach zu lösen, stabil und halten gut. Allerdings sind die Verschlüsse meist nicht längenverstellbar oder die verwendeten Schieber rutschen leicht durch.

Oft sieht man auch Kombinationen wie Karabiner, die an einem durch eine Schnalle längenverstellbaren Riegel hängen. Dieses System ist schnell zu lösen und gleichzeitig längenverstellbar. Allerdings hat es gleich zwei Verschlüsse pro Riegel, die kaputt gehen können. Der Karabiner lässt sich bei solchen Verschlüssen jedoch ohne Probleme austauschen.

Ripstop oder nicht und wieviel Denier?

Deckenhersteller werben häufig damit, dass ihre Decken aus Ripstop-Material bestehen. Das heißt, dass alle paar Millimeter ein fester Faden ins Gewebe eingewebt ist, der einen eventuell auftretenden Riss stoppt.

Durch dieses Verfahren werden die Decken sehr viel haltbarer und sind kaum klein zu kriegen. Allerdings sind diese Decken auch sehr teuer. Neigt das Pferd dazu, Decken zu zerstören oder es steht mit anderen Pferden zusammen auf einem Paddock oder einer Koppel, lohnt sich die Investition aber meist recht schnell.

Die Angabe Denier gibt an, wie dick die für das Material verwendeten Fäden sind. Ein Denier (den) entspricht dabei 1 Gramm für 9000 m Garn. Je mehr Denier ein Garn also hat, desto schwerer und dicker ist es.

Die meisten Pferdedecken liegen zwischen 400 und 1200 den. Die Dicke des Materials gibt aber nicht unbedigt einen Aufschluss über die Reißfestigkeit. Schauen Sie sich das Material und die Verarbeitung gut an.

Halsteil oder nicht?

Viele der hochwertigen Pferdedecken bieten zusätzlich die Möglichkeit ein Halsteil anzubringen. Die Halsteile sind jedoch schwierig in der Passform und schränken das Pferd stark in seiner Bewegung ein.

Die meisten Pferde frieren auch nicht oder nur wenig am Hals, da hier viele Muskeln und kaum empfindliche Organe sind. Das heißt am Hals wird viel Wärme produziert, die sich unter dem Halsteil schnell staut.

Bei sehr verfrorenen Pferden oder solchen die zu Hals- oder Kehlkopfentzündung neigen ist ein Halsteil eine Überlegung wert. Auch Pferde mit Wirbel- und Muskelproblemem im Halsbereich sind oft Dankbar für die zusätzliche Wärme.

Mein Kommentar:

Ich persönlich habe für jedes Pferd eine gut sitzende hochwertige Regendecke aus reißfestem Nylonmaterial für den Übergang. Dazu kommt dann noch eine mit 200g /m2 gefütterte Decke für kalte Tage. Da meine Pferde im Moment nicht geschoren sind reicht das vollkommen aus. Sollte ich doch scheren, habe ich jeweils passende Unterdecken, mit denen sich die Decken je nach Witterung ergänzen lassen. So kann ich in 200 g Schritten bis auf 600g aufrüsten.

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