Das richtige PC-Netzteil korrekt einbauen

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Wenn Sie in Ihren PC ein Netzteil einbauen wollen, müssen Sie auf einige Punkte achten, damit es beim Einbau nicht zu bösen Überraschungen kommt.

Der wichtigste Job eines Netzteils ist, dass es die 230V Wechselspannung des Stromnetzes auf niedriges Gleichspannungsniveau bringt. Die Hardware im PC braucht hier verschiedene Spannungen: sowohl 5 Volt, als auch 12 Volt.

Auch nicht zu unterschätzen: Das Netzteil sorgt mit seinem eingebauten Lüfter für den Luftaustausch im Gehäuse. Es hilft also dabei, die Abwärme aller elektronischen Komponenten aus dem Gehäuse zu bringen.

Eine Ausnahme stellen hier passiv gekühlte Netzteile dar, die ohne Lüfter auskommen, dafür aber auch keine andere Komponenten kühlen können. Diese müssen dann entweder besonders wenig Abwärme produzieren oder auf andere Weise gekühlt werden, etwa durch Ableitung der Wärme direkt über das PC-Gehäuse.

Ein typisches Netzteil für PCs mit modularem Anschlußsstem – (Foto: Markus Schraudolph)

Dieses Netzteil brauchen Sie für Ihren Computer

Wenn Sie entweder ein defektes Netzteil austauschen müssen oder einen Rechner neu zusammenbauen, stehen Sie vor der Entscheidung, welches Netzteil Sie kaufen sollen.

Noch bevor Sie an einen Neukauf denken, sollten Sie prüfen, ob wirklich das Netzteil schuld ist. Lesen Sie dazu hier nach: https://www.tippscout.de/alte-computer-reparieren_tipp_1817.html)

Ein wichtiger Aspekt bei der Auswahl der Stromversorgung ist die Bauform. Am meisten verbreitet sind PC-Gehäuse, in die ein Netzteil des Typs ATX hineingehört. Die haben das Standardmaß 150 x 140 x 84 Millimeter (Breite/Tiefe/Höhe).

Für besonders große Gehäuse wurden mit „ATX large“ und „EPS“ Varianten von ATX entwickelt, die 20 Millimeter (ATX large) bzw. 90 Millimeter (EPS) tiefer sind. In der Regel wird die größere Bauform dazu genützt, noch leistungsfähigere Stromversorgungen zu realisieren.

Im Prinzip sind alle diese Bauarten untereinander austauschbar. Denn an der Stelle, wo Sie am Gehäuse angeschraubt werden, sind sie identisch gestaltet. Bei den tieferen Bauformen muss lediglich sichergestellt sein, dass nach innen hin genügend Platz frei ist.

Für kompaktere Gehäusearten gibt es neben ATX und EPS noch eine Vielzahl weiterer Bauformen. Hier kauft man am besten das Netzteil zusammen mit dem Gehäuse, damit beides auch wirklich 100% zusammenpasst.

Die richtige Wattzahl ermitteln

Ist ein Netzteil unterdimensioniert, leistet also weniger, als der PC erfordert, kann das lange unbemerkt bleiben. Denn der Leistungsbedarf eines Computers schwankt stark mit den Aufgaben. Besonders Spiele mit aufwändigerer Grafikdarstellung belasten das Netzteil stark, weil sie gleichermaßen die CPU als auch die Grafikkarte fordern. Es kann also sein, dass der Rechner den ganzen Arbeitstag brav seinen Dienst versieht, aber nach Feierabend zusammenbricht, wenn Sie sich ein Spielchen  gönnen.

Ein überdimensioniertes Netzteil ist allerdings auch nicht gut. Denn der Wirkungsgrad der enthaltenen Elektronik ist im unteren Auslastungsbereich deutlich schlechter. Sie haben also höhere Stromkosten als eigentlich notwendig.

Am besten ist es also, wenn der maximale Leistungsbedarf des Computers und die Wattzahl des Netzteils nicht allzuweit auseinanderliegen. Wie hoch der Bedarf tatsächlich ist, lässt sich dabei recht genau berechnen. Hier hilft ein Online-Rechner, wie der von Gaming PC Test: http://gamingpctest.de/netzteil-rechner/

Genügt Ihnen statt einer exakten Berechnung eine einfache Abschätzung für den Strombedarf? Dann hier unsere persönliche Erfahrung: Ein typischer Office-Rechner, mit dem auch mal spielen kann, kommt gut mit einem Netzteil von 350-400 Watt aus. Ein Gaming-System mit „dicker“ Grafikkarte braucht rund 550 bis 600 Watt.

So wichtig ist der Wirkungsgrad

Vor ein paar Jahren starteten ein paar Hersteller die Kampagne „80 plus“. Damit ein Netzteile sich dieses Label verdient, muss es also einen Wirkungsgrad von mindestens 80% aufweisen. Sprich: maximal 20% der über den Netzstecker aufgenommenen Energie dürfen bei der Umwandlung verloren gehen.

Im Laufe der Zeit gab es neue Zusatzklassen, mit noch besserer Effizienz. Die tragen dann Zusätze wie „Gold“ oder „Platin“ und erreichen bis zu 91% Wirkungsgrad.

Aber so lobenswert es auch ist, wenn die Ressource Strom gespart wird: Die paar Prozent mehr wirken sich in der Jahresrechnung kaum aus, der Anschaffungspreis ist aber meist deutlich höher. Ein sinnvoller Kompromiss ist hier die Wahl der einfachsten „80 Plus“-Kategorie namens „Bronze“. Die bietet einen vernünftigen Wirkungsgrad zum guten Preis.

Netzteil mit hohem Wirkungsgrad
Netzteile mit diesem Logo haben einen Wirkungsgrad von 80% oder mehr. – (Foto: Markus Schraudolph)

Stromausgänge als Stecksystem

Waren früher alle abgehenden Kabel zum Anschluss der PC-Komponenten fest im Netzteil verlötet, gibt es heutzutage von jedem Hersteller auch Geräte mit Modulsystemen. In der Gerätebeschreibung wird diese Ausstattung oft mit dem Stichwort „Kabelmanagment“ ausgewiesen.

Dabei haben die Netzteile zwar für die Standardanschlüsse wie etwa die Mainboard-Versorgung auch fest verbaute Kabel, für alles andere aber lediglich Buchsen, an die Sie verschiedene Kabeltypen anstecken können.

Netzteile mit solchen Buchsen ermöglichen besonders flexibles Konfigurieren der Anschlußkabel (Foto: Markus Schraudolph)

Der klare Vorteil: Sie müssen nur konfektionieren, was auch gebraucht wird und im Gehäuse herrscht weniger Unordnung. Außerdem passen durch die vielfältigen Variationsmöglichkeiten diese Netzteile für alle Anwendungsfälle.

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So bauen Sie ein Netzteil ein

Stellen Sie sicher, dass alle Teile an denen Sie arbeiten vom Netzstrom getrennt sind. Auch wenn die Gefahr von Schäden durch statischer Aufladung hier nicht so gegeben ist, schadet es nicht vor den Arbeiten ein blankes Heizungsrohr oder einen Wasserhahn anzufassen, damit ggf. der eigene Körper entladen wird.

Vorhandenes Netzteil ausbauen

Wenn Sie ein altes Netzteil austauschen, dann entfernen Sie zuerst dessen Zuleitungen zum Mainboard und den Peripheriegeräten. Der dicke Stecker am Mainboard hat an einer Seite eine Verriegelung über einen Haken, den Sie durch Drücken lösen können.

Danach entfernen Sie die vier Schrauben an der Außenseite des Gehäuses. In der Regel lässt sich das Netzteil danach schon entfernen.

Falls nicht, klemmt entweder etwas und Sie müssen es mit ein wenig Gewalt versuchen, oder das Gehäuse hat eine Verriegelung, die Sie betätigen müssen, bevor das Netzteil freigegeben wird.
Das kann zum Beispiel eine kleine Lasche mit angeformter Nase sein, die Sie zuerst drücken müssen.

Manche PC-Gehäuse sichern das Netzteil zusätzlich zu den Schrauben über eine Verriegelung wie hier über eine Metallzunge. (Foto: Markus Schraudolph)

Das neue Netzteil vorbereiten

Weil bei Netzteilen mit Modulsystem das Anstecken der Kabel im eingebauten Zustand meistens recht fummelig ist, sollten Sie die notwendigen Kabel zuvor schon identifizieren und einstecken.
Dazu gehört neben den Versorgungen für Mainboard und Peripherie auch die – je nach Hardware – vorhandenen Zusatzanschlüsse an Hauptplatine und Grafikkarte.
In der Nähe des Hauptprozessors könnte Ihr Mainboard zum Beispiel eine 4-poligen Buchse haben.

Viele Mainboards haben erhöhten Strombedarf und wollen darum über eine solche Buchse mit Extra-Power versorgt werden. (Foto: Markus Schraudolph)

In die Buchse gehört die Zusatzstromversorgung, die am Kabel durch ein Label „CPU“ oder ähnlich gekennzeichnet sein sollte.
Grafikkarten haben entweder eine flache Buchse, in der Sie dieselben Stecker einstecken können, wie bei DVD-Laufwerken oder eine 6-polige spezielle Buchse für Steckkarten. Die Kennzeichnung an Netzteil oder Kabel dafür lautet meist „PCI-Express“ oder nur „PCI-E“.

Hat eine Grafikkarte diese Zusatzbuchse, muss sie auch mit dem Netzteil verbunden werden, damit der PC hochfährt. (Foto: Markus Schraudolph)

Das Netzteil einbauen und anschließen

Setzen Sie das Netzteil ins Gehäuse ein und sehen sich die Rückwand des PC-Gehäuses an. Der Ausschnitt für den Lüfter muss ganz frei sein und die Schraublöcher sollen passen.

Wenn es nicht gut aussieht, nehmen Sie das Netzteil nochmal heraus und setzen es testweise um 180 Grad gedreht wieder ein. Passt alles, können Sie die vier Schrauben eindrehen und das Netzteil so fixieren.

PC-Netzteile werden durch vier Schrauben mit der Gehäuserückwand verbunden.
(Foto: Markus Schraudolph)

Den breiten Mainboard-Stecker mit seinen 24 Pins können Sie nur in einer Richtung einstecken. Er ist also verpolungssicher. Besteht Ihr Stecker aus zwei Teilen, einer 20 poligen Basis und einer 4 poligen Erweiterung, müssen Sie zuerst beide zusammenfügen und dann gemeinsam einstecken. Wie beide zusammengehören, sollte aus den aufgedruckten Symbolen und der Ausbildung der Nahtstelle ersichtlich sein.

Manche Stecker fürs Mainboard sind wie im Bild zweigeteilt, so dass 20 wie auch 24-polige Buchsen versorgt werden können. (Foto: Markus Schraudolph)

Danach stecken Sie alle Kabel für die Peripherie, wie DVD-Laufwerk, Kartenleser oder Festplatten ein. Zum Schluss kommen die Zusatzverbindungen für Grafikkarte und Mainboard. Vergessen Sie hier nichts, denn ansonsten wird Ihr Computer beim dem Einschalten entweder keinen Mucks machen oder zumindest nicht hochfahren.

Wenn das Mainboard nur ein 20-polige Buchse hat

Ältere Hauptplatinen haben eine Hauptstromversorgung, die einen kleineren Verbinder mit 20 Polen aufweist. Glücklicherweise ist der neuere Standard mit 24 Polen abwärtskompatibel, hat also dieselbe PIN-Belegung wie der ältere Anschluss, so dass man den breiteren Stecker bedenkenlos in den älteren Buchsentyp einstecken darf.
Hat der neue Stecker – wie geschildert – 20 Pole plus einen vierpoligen Zusatz, ist es ganz easy: Sie lassen einfach den Zusatz weg.
Ist der 24er Stecker dagegen „aus einem Guss“, können Sie versuchen, ihn einfach so einzustecken. Das Ende mit den vier Kabeln in den Farben rot/gelb/orange/schwarz steht dann einfach über.

20 und 24-poliger Netzteilstecker im Größenvergleich - (Foto: Markus Schraudolph)
20 und 24-poliger Netzteilstecker im Größenvergleich – (Foto: Markus Schraudolph)

Lässt sich der der breite Stecker mechanisch nicht einstecken, weil auf der Platine der Platz durch ein Bauteil belegt ist, schneiden Sie einfach mit einem Universalmesser die letzten beiden Doppelreihen ab. Aufpassen: es ist NICHT die Steckerseite mit den beiden orangen Zuführungskabeln nebeneinander, sondern die andere.

Die Kabel der nicht benötigten vier Pins haben die Farben rot/gelb/orange/schwarz. Achten Sie beim Schneiden darauf, dass Sie in der Mitte zwischen den Pins bleiben, so dass kein Metall dadurch freigelegt wird.

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Markus Schraudolph

Markus ist IT-Fachjournalist der ersten Stunde. Seine ersten Texte veröffentlichte er 1987 beim legendären Markt&Technik-Verlag. Seine Spezialität sind Datenbanken und Microsoft Excel. Als PHP-Experte programmierte Markus maßgeblich die erste Version des Tippscout und ist anerkannter Experte für PHP, MySQL und Wordpress.